Mein süßes Baby, mein kleines Mäuschen, meine über alles geliebte Gipsy,

noch weiß ich nicht, was ich dir schreiben soll. In meinem Kopf schwirren die Gedanken kreuz und quer und es tut so unwahrscheinlich weh, dich nicht mehr bei uns zu haben. Es kommt mir alles so unwahr vor. Bei jedem Schritt durch die Wohnung habe ich das Gefühl, du müsstest gleich vor mir sitzen, um mir zu zeigen, schau da bin ich. Nur nach und nach wird mir bewusst, dass dies niemals mehr sein wird. In den letzten Jahren, seit Diagnose deiner Krankheit, habe ich so oft Angst vor diesem Augenblick gehabt. Habe mir vorzustellen versucht, wie es sein würde ohne dich ... aber ich konnte es nicht, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Nun lass ich meinen Tränen freien Lauf, denn mit dir ging ein Stück meines Herzens verloren...
 


Dein Einzug, die Jahre bei uns, dein Wesen...

Ich erinnere mich, als wäre es gestern erst gewesen, als du damals zu uns kamst. So klein, so zierlich, so ängstlich und so scheu; trotz deiner 18 Wochen. Wir durften dich nur mitnehmen, da du es dir bei unserem Besuch bei deinem späteren Junior-Dosi auf dem Schoß gemütlich gemacht hattest. So, als wäre es das Selbstverständlichste - so als würdest du ihn schon immer kennen. Dein Vertrauen war von Anfang an groß. Deine Vorbesitzer waren ganz erstaunt darüber. Man sagt, Katzen suchen sich ihre Menschen aus und das hast du an genau diesem Tag getan. Auf der Fahrt zu uns nachhause hörte man keinen Piepser von dir. Zitternd saßt du im Körbchen, bangend auf das, was da wohl kommen mag. Beruhigend sprach ich auf dich ein, streichelte dich und redete dir gut zu. Unsere Mitbewohner waren zu dieser Zeit unser Westie Bando und Rusty. Eine Zusammenführung sollte also nicht tragisch sein. Und doch dauerte es drei Wochen, die du sozusagen ausschließlich auf unserer Arbeitsplatte in der Küche verbrachtest, bis du merktest, dass unser weißer Dicker dir nichts anhaben wollte. Er wollte dich als Familienmitglied Willkommen heißen und zeigte große Freude. Du aber hast sein Schwanzwedeln falsch verstanden. Als es bei dir dann endlich Klick machte, ward ihr ein Herz und eine Seele. Tägliche Schmusestunden gehörten zum Ritual; ihr ward einfach unzertrennlich. Bando war in all den Jahren dein großer Bruder und Beschützer. Sein Regenbogengang machte dir schwer zu schaffen. Du hast ihn sehr vermisst. Drei Tage lang liefst du laut rufend durch unsere Wohnung. Hast deinen Freund gesucht und doch nicht gefunden. Es tat mir sehr weh, dich so leiden zu sehen. Jetzt mein kleiner Schatz seid ihr wieder vereint.

Die Jahre vergingen und du wurdest zu einer wunderschönen Türkin. Dein Fell war allen Mitbewohnern voran das schönste und deine Halskrause einfach atemberaubend. Deine teils ängstlich schüchterne aber dennoch liebevolle Art und deine Kleinwüchsigkeit begeisterte immer wieder aufs Neue. Streicheleinheiten konntest du nie genug bekommen. Oft beobachtete ich dich liebevoll aus der Ferne. Man musste dich einfach ins Herz schließen. Deine Anhänglichkeit mir gegenüber war nicht zu übersehen. Kam ich von der Arbeit nachhause, sah ich dich vom Hof aus am Küchenfenster sitzen und auf mich warten. Wenn ich die Wohnungstür aufschloss, hießt du mich freudig willkommen. Manchmal dachte ich schmunzelnd darüber nach, wie viel du dir von deinem Freund Bando abgeschaut hast. Zum Frühstück warst du immer dabei, bekamst deinen eigenen Stuhl zu uns gestellt und hast dich jedes Mal neu auf das Leckerlie am Frühstückstisch gefreut. Jeden Abend gingst du mit mir ins Bett. Du hast schlichtweg darauf gewartet. Wenn das Licht ausging, bist du leise auf mein Bett gehüpft und unter meine Bettdecke geschlüpft. Hast es dir in meinem linken Arm gemütlich gemacht und die Streicheleinheiten schnurrend genossen. Streichelte ich dich mal nicht, weil ich einfach zu müde war, hast du mir sanft mit deinem Pfötchen ins Gesicht getippt - so ungefähr, jetzt wird noch nicht geschlafen, erst musst du mich ein bisschen streicheln. Die Fernsehstunden im Wohnzimmer hast du schmusend und schnurrend bei mir auf der Kuscheldecke verbracht. Meine Kleine, du weißt gar nicht, wie sehr mir all diese Gewohnheiten fehlen.



Deine chronische Krankheit...


Im Jahr 2007 wurdest du immer mehr von Durchfall geplagt. Es war ein Hürdenlauf gegen die Zeit und wir besuchten zig Tierärzte und sogar eine Kleintierklinik, um endlich die richtige Diagnose und eine Fachkompetenz zu erhalten. Erst gegen Ende 2007 fanden wir diese Tierärztin und trotz deiner ursprünglichen Giardien tippte sie gleich auf IBD. Die Behandlung schlug zunächst an, es ging bergauf mit dir. Doch so wie es bergauf ging, ging es Anfang 2008 auch wieder bergab. Heftiger Durchfall quälte dich abermals und du verlorst mehr und mehr an Gewicht. Die Angst dich zu verlieren war riesig. Wie oft ich mich nachts in den Schlaf weinte, ich weiß es nicht. Die Gewissheit IBD erhält man nur durch eine Biopsie. Als dein Körperchen nur mal 2,7 kg wog und deine Kräfte mehr und mehr schwanden, du das Essen verweigertest und dich zurückzogst, entschlossen wir uns eben zu dieser Biopsie, welche deine Krankheit zu 100 % bestätigte. Dein Mägelein, deine Bauspeicheldrüse sowie dein Darm waren zu diesem Zeitpunkt schon so verklebt, dass sie sich selber auffraßen. Aber unsere Tierärztin rückte bei der OP alles wieder an seinen Platz. Einen Bauchraum könne sie so nicht verlassen, so klingt es mir noch heute in den Ohren. Es war eine schwere Zeit, doch du kleine Kämpferin hast es geschafft. Wir stellten dich auf ein schonendes Futter um und gaben dir täglich Cortison. Von Tag zu Tag ging es dir besser und es war uns eine richtige Freude dabei zuzusehen wie du auch wieder an Gewicht zulegtest. Fortan wurdest du von deinen Mitbewohnern getrennt gefüttert, nicht nur 2x nein, oft bis zu 6x oder 7x am Tag. Im Laufe der Zeit wurde dies zur Routine und auch du fandest es schön, die Extrawurst spielen zu können. Mein kleiner Schatz, solange es dir dabei gut ging, war uns kein Handschlag zuviel für dich.



Unser Abschied...


Die Jahre vergingen wie im Flug und hätte uns unsere Tierärztin damals 2008 bei deinem Befund IBD gesagt, sie hätte eine Spritze mit der du noch über 3 Jahre leben könntest, wir hätten es ihr nicht geglaubt. Das wurde uns erst bewusst, als es bei dir zu Beginn meiner Krankheit in diesem Jahr wieder schlechter ging und dein Durchfall heftig wieder kam. Anfangs vermuteten wir, dass du mit mir leidest. Als reine Mamakatze auf mich fixiert, war das eine sehr logische Erklärung. Jedenfalls war es wieder ein auf und ein ab. Irgendwann verweigertest du dein Spezialfutter und wolltest nichts mehr fressen. So verblieben wir mit der Tierärztin so, dass du ab sofort wieder gemeinsam mit Rusty & Co. futtern darfst. Es war in jedem Fall besser, als wenn du gar nichts gefressen hättest. Deine Freude, das Futter mit deinen Mitbewohnern einnehmen zu dürfen, war unübersehbar. Erst zögerlich, später voller Eifer warst du dabei. Die Sonne ging in meinem Herzen auf, diese Freude bei dir zu sehen und zu spüren. Allerdings und das wussten wir, tat diese Vorgehensweise in keinem Fall deiner Krankheit und dem damit verbundenen Durchfall gut. Deshalb zogen wir eine Heilpraktikerin zu Rate und fortan wurdest du durch die Homöopathie unterstützt. Wir taten wirklich unser Bestes, versuchten alles was möglich war und wussten doch um die Konsequenzen. Es war ein Abschied auf Zeit und glaube mir, es tat so weh dem zusehen zu müssen und nichts dagegen machen zu können. Täglich schlich die Angst in mir hoch, wie lange du noch bleiben darfst. Ich weiß nicht, wie viele Tränen ich während dieser Zeit vergossen habe. Aber es ging dir gut. Du hast dich nicht verkrochen oder zurückgezogen. Mehrmals am Tag fordertest du dein Essen, hast im Wohnzimmer mit mir gekuschelt, bist mit mir zu Bett gegangen, warst beim Frühstücken dabei. Klar spürten wir, dass du an Gewicht verloren hattest, aber du warst fidel und vergnügt. Von jetzt auf sofort, sozusagen über Nacht kamst du dann kaum mehr auf deine Hinterbeinchen. Das Herz blieb mir an diesem Morgen fast stehen, als du mir taumelnd entgegenkamst. Ausgerechnet am Tag meiner eigenen Operation. Wer kümmert sich jetzt um dich? Wer geht mit dir zum Arzt, wenn ich nicht da bin? Wie verkraftest du es überhaupt, dass ich in deiner Not nicht bei dir bin... Tränen liefen über meine Wangen, ich war verzweifelt. An diesem Morgen sagte ich dir "Leb wohl", obwohl ich nicht wusste ob es so war. Irgendwie habe ich es aber gespürt. Ein letzter Streichler, ein letztes liebes Wort, ein letzter Blick auf dich und eine Entschuldigung, dass ich nun ins Krankenhaus müsse war alles, was ich tun konnte. Von dieser Zeit an kümmerte man sich rührend um dich. Die ganze Familie, sei es dein Dosi, dein Junior-Dosi, meine Schwester, meine Eltern - alle waren sie für dich da und schauten abwechselnd nach dir. Die Tierärztin versuchte es mit Aufbauspritzen und AB. Zwei Tage später hast du ihr schon viel besser gefallen, ein kleiner Lichtblick. Aber dein Gewicht war auf 2 kg gesunken, was in ihr die Alarmglocken erklingen ließ. Aber wenigstens konnte sie bestätigen, dass du keine Schmerzen hast und das war uns sehr wichtig. Die kommenden Tage wurde es schlimmer mit deinem Durchfall. Ich konnte nicht bei dir sein, es war einfach nur furchtbar hilflos den Berichten über dich zuzuhören. Der nächste Kontrolltermin stand wiederum 3 Tage später an. Noch vor diesem Termin erreichte mich der Anruf deines Dosis, voller Verzweiflung, was er tun solle. So gerne hätte er gewartet, bis ich wieder zuhause bin. Nach seinem Bericht kullerten meine Tränen und ich sagte, es sei die Zeit gekommen, dich gehen zu lassen - loszulassen. In dieser Nacht hatte ich von dir geträumt und ich wusste, dass der Augenblick des Abschieds, so weit entfernt von dir, gekommen war...

Du hast dich nicht gewehrt, auch wenn du den Behandlungstisch nicht unbedingt leiden konntest. Auch du wusstest, dass deine Zeit gekommen war. Ganz ruhig lagst du auf dem Schoß deines Dosis und bist binnen kürzester Zeit für immer eingeschlafen. Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich nicht bei dir war; dass du die letzten Tage deines Erdenkebens ohne deine geliebte Dosi verbringen musstest. Es tut mir so unendlich leid - in all meinen Gedanken, Hoffnungen und Wünschen war ich immer bei dir. Ich hab mit dir gehofft und mit dir gelitten. Nun liegst du bei uns im Garten, direkt neben
unserem Westie Bando und Himchen und hast deinen wohlverdienten Frieden für immer gefunden.

Mein kleines Mäuschen, mit diesem Schritt haben wir dir unsere Liebe bewiesen. Eine künstliche Ernährung wäre das Einzige gewesen, was noch geholfen hätte. Nein, das wollten wir dir ersparen. Es wäre nur ein Hinauszögern um unserer Willen gewesen und hätte letztendlich keine Gesundung gebracht. Wir alle hier werden dich niemals vergessen. Die Lücke, die du hinterlässt ist groß. Gerade weil du so ein kleines Kätzchen, so sehr Mama bezogen und dazu noch ein Sorgenkatzi warst, fällt es mir um so schwerer mich damit abzufinden, dass nichts mehr so sein wird, wie es war. Du fehlst mir so unendlich, auch wenn ich weiß, dass es keinen anderen Weg als diesen gab. Nun geht es dir hoffentlich besser und du darfst mit all unseren Regenbogenfreunden über Wiesen und Felder toben und dich bester Gesundheit erfreuen.



Danke


Meine Süße, wir danken dir für die wunderschönen Jahre die wir miteinander verbringen und genießen durften. Wir möchten keine Sekunde davon missen. Deine sanftmütige, schüchterne und liebevolle Art, ließen uns dich noch mehr ans Herz wachsen. Hab Dank für all deine Liebe, dein Vertrauen und deine Zuneigung, die du uns gegeben hast. Wir hoffen, wir konnten dir alles in gleichem Maße zurückgeben und du konntest unsere unendliche Liebe zu dir spüren. Von dir Abschied nehmen zu müssen, fiel sooooo schwer und tut unheimlich weh. Du wirst uns immer in Erinnerung bleiben, denn ein Teil unseres Herzens gehört alleine dir. Irgendwann, wenn der Schmerz nachlässt werden wir uns mit Freude an dich und die schöne Zeit erinnern. Du hast zu Lebzeiten ein Lächeln in unsere Herzen gezaubert. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem wir mit diesem Lächeln im Herzen an dich zurückdenken können. Aber noch braucht es Zeit, die Wunden des Abschieds zu heilen.

Bis wir uns wieder sehen - für immer im Herzen
deine traurige Dosi Christiane
mit Anhang



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